Ferdowsi ist ein Dichter, der vor über eintausend Jahren, in der Zeit der muslimisch-iranischen Samanidenfürsten, in Iran aufwuchs. Er ging also aus einer Zeit hervor, in der die Liebe der Samaniden-Fürsten zur iranischen Tradition und Kultur in Blüte stand und in dieser Zeit hat er sein „Schahnameh“ – „Das Buch der Könige“ begonnen.
Das Schahnameh war der Ausdruck der politischen und nationalistischen Ideale der Samaniden, die sich selber als Nachkommen der Sassaniden (224-651 n.Chr.) und Initiatoren der Wiederbelebung von Unabhängigkeit und alten Traditionen der Iraner ansahen. Ferdowsi begann zur Zeit des Samaniden-Herrschers Mansur Ben Nuh (997-1005 n.Chr), die Verse des Schahnameh zu dichten und nach dem Tod von Daqiqi (um 980 n.Chr.) setzte er mit Hilfe des „Schahname Abu-Mansuri“ seine Dichtung fort.
Amin Riahi, einbekannter Ferdowsi-Forscher sagt diesbezüglich: „Vielleicht hat die Berühmtheit der Samaniden-Fürsten in ihrer Leidenschaft für Dichtung und die antike Vorgeschichte Irans, die Hoffnung in Ferdowsi geweckt, dass er nach Abschluss seines Werkes, dieses dem Samaniden-Herrscher überreichen werde.“
Wie Ferdowsi selbst berichtet, schließt er die erste Zusammenstellung seiner Verse am 25.Esfand 384 n.d.Hidschra, d.h. am 10.März 995 n.Chr., im Alter von 55 Jahren ab. Zu dieser Zeit herrschte Nuh II., der Sohn von Mansur, in Iran.
Zu dieser Zeit war die Samanidenherrschaft schon geschwächt und die Zeichen ihres Niederganges wurden offensichtlicher. Das erste Schahnameh Ferdowsis ist eine Dokument seiner Jugendjahre sowie seiner nationalistischen Begeisterung für Iran. In diesem Schahnameh finden wir vorwiegend Geschichten über die Pahlevane und es ist voller Frische, Kraft und Heiterkeit. Eine weitere Besonderheit dieses ersten Schahnamehs von Ferdowsi ist der nur kurze historische Abschnitt, d.h. der Abschnitt über die Zeit der Samaniden.
Die Fertigstellung seines ersten Schahnameh bedeutete für Ferdowsi aber nicht das Ende seiner Arbeit, denn wie solide Beweise, insbesondere seine eigenen Verse im Schahnameh zeigen, hat er sich danach dessen Vervollständigung und Vervollkommnung gewidmet. Sein erst verfasstes Werk hat Ferdowsi keinem König oder Herrscher gewidmet und zum Abschluss die Verewigung seines eigenen Namens als Lohn für seine Mühen und Anstrengungen betrachtet.
Wenn auch das erste Schahnameh des großen Dichters Ferdowsi die geistige Strömung der Samanidenzeit wiedergibt, so war doch der Name der Samaniden nicht darin enthalten. Lediglich in einem Vers im Abschnitt über die Ashkaninan, in dem Ferdowsi von der Unbeständigkeit der Welt und der früheren Herrscher spricht, nur in diesem Abschnitt nennt er auch die Samaniden.
Wo sind die großen Sassaniden
Von den Bahramian bis zu den Samaniden?
Es ist nicht klar, ob es die Entfernung Ferdowsis vom Sitz der Samanidenfürsten war, dass er diese nicht erwähnt hat, oder ob es - mit großer Wahrscheinlichkeit – die Lobpreisung der Samanidenfürsten gab, und diese später in der Zeit des Ghasnawidenkönigs Mahmud, entfernt wurden.
Als diese erste Ausgabe des Schahname beendet wurde, war Ferdowsi also 55 Jahre alt. Abschriften dieses Exemplars wurden an Freunde des Dichters weiter gegeben. Aber – so bezeugen es seine Verse im Schahnameh – würdigte niemand des großen Meisters Werk, deshalb hielt er es zurück, um es einmal einem würdigen Adressaten zu übergeben.
Ferdowsi sah die herrschenden Wirrnisse und das Durcheinander seiner Zeit als Ursache dafür an, dass die Bedeutung seines Werkes unentdeckt blieb. Er selber wusste um die Größe seines Schaffens. Er wusste, dass dieses Schahnameh gleich einer Wiederbelebung und Erhaltung des iranischen Nationalbewußtseins ist. Aus diesem Grund war sein ganzes Anliegen der Dichtung des Schahnameh gewidmet und nach der Anfertigung des ersten Exemplars stellte er seine Bemühungen noch nicht ein und widmete sich der Vervollständigung und Verschönerung. Denn seine Liebe zu Iran und der Sprache und Kultur seiner Heimat war eng mit seiner Seele und seinem Geist verbunden.
Etwa im Jahr 387 n.d.Hidschra (997 n.Chr.) endete die Samaniden Herrschaft und die türkisch-stämmigen Ghaznawiden übernahmen die Macht.
Historiker sehen als Ursache des Untergangs der Samaniden die Unzufriedenheit der Abassiden-Kalifen in Bagdad über die gesellschaftliche und kulturelle Situation im Gebiet der Samaniden, und insbesondere in der Hauptstadt Buchara, an.
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